Phanerozoikum - Das sichtbare Leben

 



Versuch einer kurzen Autobiografie als Überleitung zu TRiG.
Oder die Frage was mich zu TRiG bewegt hat.

 

Verfasst im Dezember 2023.

 


Paläozoikum

Als ganzer Stolz meiner Eltern bin ich behütet in einer warmen und geschützten Umgebung zu einem braven Buben herangewachsen. Freunde in der Nachbarschaft, einen Cousin als großem Bruder und eine ältere Cousine die mich immer beschützte und eine kleine Schwester zum Streiten - also alles da was man zum heranreifen braucht.
Nicht zu vergessen mein Opa, mein Onkel Franzi und dann auch noch der Onkel Herbert aus Gosau - die waren alle für mich da.
Frau Jung und Onkel Mischa - unsere Nachbaren - hatten ein Kasterl mit Süßigkeiten:-)
Und mein Papa hat mich mit allem was einer Bub braucht ausgestattet - Tretauto, Gokart, diverse Trallalas und Radln. Nur mit dem Skateboard bin ich nicht gefahren - da hätte ich einen blöden Helm aufsetzen müssen - war voll peinlich.

Ganz besonders erwähnen muss ich meine immer liebevolle Mama - die machte das warme "Küchen-'Gfühl" perfekt - hat alle schönen Traditionen gepflegt und mich gefördert wo es nur ging - nur mit Ballett hat sie es ein bisschen übertrieben ;-)
Und so verging diese Epoche und ich kam ins Gymnasium…

Mesozoikum

In der Erdgeschichte begann hier ein Neuanfang, nachdem nach einer Katastrophe 90%der Tier- und Pflanzenwelt ausgerottet wurden. Gut - so dramatisch war bei mir der Wechsel ins Gymnasium nicht - aber die Katastrophe war für mich eher während dieser vier Jahre - warum vier? Weil, ich dann Gott sei Dank- oder dank Papa - in die HTL wechseln durfte - aber dazu mehr später.
Warum waren diese vier Jahre für mich eine Katastrophe - weil ich mit Allgemeinbildung wenig am Hut hatte - immer auf der Suche nach Sinn war und diesen Sinn im Gym meist nicht gefunden habe. Ich vermute auch eine leichte Legasthenie (hab dieses Wort auch soeben von der Rechtschreibkorrektur korrigieren lassen) also Rechtschreibung war für mich unmöglich - btw. auch heute noch. So konnte ich in Deutsch und Englisch nicht positiv abschließen und durfte in den Ferien immer in Lerncamps (LSS - Lernen Sport Spiel) ich habe es gehasst, hatte Heimweh und war dort gelähmt und habe nur irgendwie vegetiert. 
Als Vorreiter für meine spätere Psychosomatik Erkrankung waren sicherlich zwei körperliche Einschränkungen ausschlaggebend. Bereits im Paläozoikum hatte ich mich mit meiner Kurzsichtigkeit nicht abfinden wollen. Abends im Bett hat ich dann immer versucht durch abwechselnd auf ein Bild mit einem Engel an der Wand und dann auf meine Bettdecke zu sehen und somit meine Augenmuskel zu trainieren. Leider hat das nichts bewirkt - zumindest wurde ich dadurch müde und bin eingeschlafen.
Später dann kam eine Hydrozele dazu, was zum Anschwellen meiner beiden Hoden führte. Das versuchte ich lange Zeit zu verbergen und zog mich zurück. Ich versuchte alle Gelegenheiten die mich verraten könnten zu vermeiden. So vergaß ich im Sommerurlaub absichtlich meine Badehose - in Gosau schickte mich der Onkel Herber dann aber zum Schmaranzer um dort eine Badehose zu kaufen. Das war für mich eine Katastrophe und sehr peinlich.
In der Schule war es auch schwer zu verbergen - nach dem Turnen nicht duschen. Oder als letzter in die Dusche und so weiter.
Diese Katstrophe endete für mich als absolutes Drama bei der Stellung. Da wurden wir Jungmänner wie Tiere gemustert und ich wurde vorübergehen als untauglich eingestuft und zum Urologen geschickt.
Die OP war dann in den Osterferien im Geheimen - keiner meine Freunde hat etwas mitbekommen - so peinlich war mir das.
Dann wurde alles einfacher - ich wechselte in die HTL - dort fand ich endlich einen Sinn im Lernen und konnte meine schulischen Leistungen deutlich verbessern. Mathe, Englisch hatten plötzlich einen Bezug zum Praktischen - ich konnte berechnen was ich später im Labor baute und es funktionierte!  Juhu - das machte Spaß- und ich konnte die englischen Anleitungen  verstehen - eine runde Sache!
So motiviert bin ich nach der Matura auch noch zur Uni gegangen. Auf nach Graz um an der TU Telematik zu studieren. Zugegeben, da habe ich den Bogen etwas überspannt - eine Fachhochschule wäre für mich geeigneter gewesen, hat es aber damals noch nicht gegeben.
Aber mit etwas Geschick und der Etablierung meiner psychischen Erkrankungen habe ich meinen Diplom gemacht. Die Psychosomatik habe ich damals noch nicht ernst genommen. Bandscheibenprobleme (ein Hexenschuss nach dem anderen), Herzrhythmusstörungen usw. wurden durch meine Erfolge überflügelt. Diplom, sehr erfolgreiches Jahr beim Zivildienst und dann meine geliebte Andi geheiratet. Eine Bewerbung und gleich einen super super Job - ich war der Held!

Känozoikum

Neues ungewöhnliches Tier - so die Übersetzung für Känozoikum.
Ja - neu war ich. Ich holte einiges aus dem Mesozoikum nach und genoss es erstmals im Leben Geld für mich zu haben - wenn auch nicht viel. Dann begann der Ernst des Lebens schneller als mir lieb war. Zuerst unser erster Sohn noch in Graz und zwei Jahre später unser zweiter Sohn. Aufbau, sparen, arbeiten, als emanzipierter Vater sich auch um Haushalt und Kinder kümmern, Karriere machen, Arbeiten, funktionieren, nicht müde werden, Tag und Nacht, Arbeiten, Urlaub, Verpflichtungen, Familie, Liebe, schön, anstrengend, Jubel, Trubel, Arbeit, Überforderung, Trance, unwirklich, Erschöpfung, wegsehen, dem Partner nicht mehr helfen können, es geht nicht mehr, Partner schlittert ins BurnOut - ich muss zusehen - kann nicht helfen weil ich selber am Ende bin…
Dann wurde alles besser - Andi war ein Jahr im Krankenstand und wir hörten auf uns gegenseitig zu bewerten/beschuldigen/runter zu ziehen. Wir begannen uns zu unterstützen, uns gegenseitig Gutes zu gönnen und Freiheiten zu lassen. Der "Familienurlaub" entstand - vielleicht ein Vorreiter von TRiG. Zuerst die Andi und später dann ich. Ich begann im Frühling jedes Jahres für eine Woche alleine nach Naxos zu fliegen. Dabei hatte ich viel Zeit um nachzudenken und mich zu erden. 
Beim Job hab ich es inzwischen zum IT-Leiter geschafft. Ob es der berufliche Stress oder eher die Gesamtsituation war, meine psychosomatischen Störungen wurden ernster und die Belastung immer unerträglicher. Ich war oft am Ende und wollte zum Arzt um zu sagen - ich kann nicht mehr. Hab's dann aber doch immer wieder gelassen. Ich wurde immer schneller und ungeduldiger. Der Dauerlauf wurde zum Dauersprint, mein Makulaödem zum Begleiter und meine Angst plötzlich an einem Herzversagen umzufallen stieg und stieg. Schlussendlich war dann ein heftiges Vorhofflimmern der damalig Höhepunkt meines Unglücks.
Unglück - ich war nicht glücklich. Leider schon lange nicht mehr. Dabei hatte ich doch alles - inzwischen ein Haus gebaut, einen Top-Job, eine perfekte Frau, gesunde Kinder, nette Freunde, helfende Eltern, aber es war wie es war und ich war nicht Glücklich sondern fühlte mich Tod krank!
Leider hat sich das dann 2016 bereits unwissend bestätigt. Ein Knoten im Gesicht stellte ich erstmals als verstopfte Talgdrüse heraus. Nachdem mich dieser Dübel aber immer beschäftigte - vom ersten Moment an mich extrem beunruhigte und auch der Hautarzt mir keine Sicherheit verschaffte, stellte sich dann 2 Jahre später, nach vielen Untersuchungen heraus, dass es sich um einen bösartigen Tumor einer Schweißdrüse handelte.
Nun war ich zuvor für 6 Wochen auf der Psychosomatischen Tagesklinik des Wagner-Jauregg Krankenhauses in Linz und ich wurde darauf trainiert, nicht immer alles so schlimm zu sehen - der Knoten in meinem Gesicht sei nicht schlimm! 
Heute weiß ich, dass man sich nicht nur auf Ärzte sondern auch auf sein Gefühl verlassen muss. Am besten man findet einen Arzt, der auf die Gefühle seiner Patienten eingeht.
Den habe ich dann nach einem langen Leidensweg mit vielen OPs und einem Rezidiv dann in Salzburg gefunden.
Während dieser Zeit und Ungewissheit über meinen weiteren Lebensverlauf, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken.
 Schlussendlich sind mir zwei Aussagten meiner Ärzte in Erinnerung:
"Tun sie was ihnen gut tut!" Und "die Lebensqualität hängt nicht davon ab, ob man ein oder zwei Augen hat".

 

Und jetzt bin ich am Punkt angekommen.

 

Leben im "Hier und Jetzt" und tun was mir Freude macht - im Moment sind das meine TRiG. Daher Reise ich, daher liebe ich, daher genieße ich, daher lebe ich, daher bin ich dankbar für das was ich habe, daher bin ich geduldiger, daher akzeptiere ich, daher bin ich ich, daher reflektiere ich, daher arbeite ich an mir, daher freue ich mich über alle die mich unterstützen - DANKE!


 

 

 


I'm still standing -

und am Ende möchte ich sagen:

"I did it my way…"


Und  warum jetzt TRiG?

Als Kind war ich von Grimms Märchen Hans im Glück wirklich überfordert. Ich konnte nicht war haben wollen, wie dumm doch dieser Hans war! Er hatte Gold und zum Schluss gar nichts mehr - Aber er war am Ende ein Glückspilz!

 

'So glücklich wie ich,' rief er aus, 'gibt es keinen Menschen unter der Sonne.' Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort

Und dann war noch ein Kinderbuch - Mit 2 PS ins Abenteuer. 

Nun sind es 163PS aber im Prinzip geht es um "mit dem für mich nötigsten zu Reisen" - das macht mich zum glücklichsten Menschen unter der Sonne!

 

Und so Reise ich frei nach dem Motto vom Hans im Glück - TomsReisenInsGlück.